Die Blutegeltherapie

Blutegel contra Blutekel

Fast in Vergessenheit geraten, erfreut sich die Blutegeltherapie derzeit immer größerer Beliebtheit. Und das nicht ohne Grund, denn der Speichel der kleinen Blutsauger ist prall gefüllt mit einem Cocktail an wertvollen Wirkstoffen. Das Sekret der Blutegel, das über die Salvia (Egelspeichel)  ausgeschüttet wird, enthält bis zu 100 verschiedene entzündungshemmende, gefäßerweiternde und blutverdünnende Substanzen. Da wird schnell klar, dass die Blutegeltherapie bei vielen Erkrankungen erfolgversprechend eingesetzt werden kann. Blutegel haben sich bewährt bei degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Arthrose, Spondylose, Hüftdysplasie, Ellbogendysplasie und Bandscheibenvorfall aber auch als unterstützende Behandlung bei akuten Verletzungen, wie zum Beispiel Kreuzbandriss und Patellaluxation. Indikationen für eine Egeltherapie sind jedoch auch schlecht heilende Wunden, Abzesse, Ekzeme, Hot Spots, Nervenentzündungen  verhärtete oder schlecht heilende Operationsnarben, Sehnenscheidenentzündung, Hämatome und venösen Stauungen.

Es ist mir wichtig, den Patientenbesitzer nicht nur umfassend in einem Vorgespräch über die Vorteile der Blutegelbehandlung, sondern auch über Kontraindikationen und  Nebenwirkungen dieser Therapieart aufzuklären. Für mich gehört zur Therapie nicht nur die eigentlich Therapiesitzung, sondern auch die Nachkontrolle und fachgerechte Wundversorgung am nächsten Tag.

Sicher gibt es auf diesem Planeten weitaus hübschere Tiere als Blutegel, da stimme ich den meisten Patientenbesitzern zu. Für mich persönlich ist die Egeltherapie jedoch ein faszinierendes Therapieverfahren der Alternativen Veterinärmedizin. Tierbesitzer, die einmal den Ekel vor diesen kleinen Ringelwürmern verloren haben und offen für diese Behandlungsmethode waren, waren danach nicht selten Patienten eines Egeltherapeuten, zumeist Humanheilpraktikers, und erlebten die Blutegel und deren Wirkung am eigenen Leib.

Aufgrund des seit dem  1.1.2023 in kraft getretenen neuen Tierarzneimittelgesetzes müssen die Blutegel vor der Behandlung durch einen Tierarzt bestellt werden und so für den Veterinärgebrauch umgewidmet werden. Zur Zeit ist es rein rechtlich nur möglich, Blutegel bei Menschen einzusetzen. Daher ist dieser Zwischenschritt leider erforderlich. Tierärzte und Tierheilpraktiker arbeiten inzwischen zum Wohl der tierischen Patienten oft Hand in Hand. Sprechen Sie Ihren behandelnden Tierarzt diesbezüglich ruhig an. Wenn er das Tierwohl im Blick hat, wird er Sie bei dieser Behandlung sicher unterstützen.